Das Marchionini-Studierendenwohnheim existiert seit 1972 in Selbstverwaltung, d.h. die Bewohner und Bewohnerinnen sind im hohen Maße selbst für das Innenleben des Hauses zuständig. Es gibt auch eine Heimleitung, die vor allem für die Koordinierung des Zusammenlebens nach innen untereinander sowie nach außen mit dem Vorstand und der ausgelagerten Verwaltung zuständig ist.
Aktuell ist der Posten seit 2019 mit Karin Sommer besetzt. Sie hat langjährige Projektleitungs- und Veranstaltungserfahrung im Kulturreferat der LH München gesammelt und ist einmal pro Woche vor Ort anwesend. Frau Sommer unterstützt mit Rat und Tat, vermittelt bei Konflikten und internen Problemen und kann in geringem Umfang Projekte auch finanziell unterstützen.
Ansonsten bildet das Marchionini-Wohnheim seit 1972 eine Verwaltungseinheit mit dem Studentenwohnheim Geschwister Scholl. Das bedeutet, dass sich die Verwaltungskräfte und der Hausmeister neben dem Schollheim im Schwabinger Steinickeweg 7 auch um das Marchionini-Heim in der Lerchenauerstr. 41 kümmern. Grundlage für diese Zusammenarbeit ist die gemeinsame Geschichte und die geteilten demokratischen Werte beider Wohnheime und ihrer Träger.
Prof. Dr. med. Alfred Marchionini war Dermatologe und ordentlicher Professor sowie von 1954 bis 1955 Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er war ein "väterlicher Freund" und Berater seiner Studierenden und setzte sich besonders für den Austausch mit französischen bzw. israelischen Studierenden ein, um die internationale Völkerverständigung zu fördern. Außerdem war er Mitbegründer des Vereins Geschwister Scholl Studentenwohnheim e.V.
Mathilde und Alfred Marchionini auf der Jahressitzung der bayerischen Akademie der Wissenschaften 1954; Bildarchiv Bayerische Staatsbibliothek
Einige Jahre vor seinem Tode errichtete er gemeinsam mit seiner Frau Dr. med. Mathilde Marchionini, geb. Soetbeer, eine Stiftung. Darin verfügte das kinderlose Ehepaar am 8. September 1959, dass beider Nachlaß zum Bau eines Studentenwohnheims und zur Förderung bedürftiger Studentinnen und Studenten auf die "Alfred und Mathilde Marchionini- Stiftung" übergehen sollte. Prof. Dr. Alfred Marchionini verstarb am 6. April 1965, erst 66 Jahre alt.
Dr. Mathilde Marchionini verfügte später, dass im Stiftungsnamen ihr Vorname durch den Vornamen ihres schon 1926 verstorbenen Schwiegervaters Karl ersetzt wurde. Damit wollte sie den Mann ehren, von dem ihr Ehemann seine Ideale hatte. Nachdem sie 1976 gestorben war, nahm die gemeinnützige Karl und Alfred Marchionini Stiftung ihre Arbeit auf.
Mathilde und Alfred Marchionini
Die Eheleute Marchionini waren zeitlebens unbeirrbare Verfechter demokratischen Gedankenguts. Beider Biographien sind so interessant, dass sie mit informativen Plakaten im Foyer des Wohnheimes einen angemessenen Platz gefunden haben. Dort hat jedoch nur ein Bruchteil der Informationen Platz, die über sie gesammelt wurden. Interessierte können sich ausführlichere Details inklusive der archivalischen Quellen holen:
Das Marchionini-Studentenwohnheim wurde kurz vor Beginn der Olympischen Spiele 1972 fertig gestellt. Architekt war Werner Wirsing, der zusammen mit seiner Frau Grete Wirsing auch das studentische Dorf auf dem Olympiagelände sowie das Geschwister Scholl Studentenwohnheim geplant hat. Während der Spiele beherbergte das Haus Schiedsrichter:innen, im Herbst 1972 zogen dann die ersten Studierenden ein.